Der Matrosenanzug
Es war vor vielen vielen Jahren....
Wir schreiben das Jahr 1936, Deutschland geht es gut, es herrscht wenig Arbeitslosigkeit und die Menschen leben zufrieden mit sich und ...na ja, über Politik will ich mal nicht schreiben, das würde auch hierher nicht passen.
Wir sind in einer glücklichen deutschen Familie, Vater, Mutter, der Grosse ist schon 19, die Mädels 12 und 10, und das Nesthäkchen, er hiess Kurt ,wird bald 3.
Nun geht es wieder mal um die Geschenke, für die Mädels ist es nicht schwer, Puppen und Puppenstube sind schon alles besorgt, auch für den Kleinen ist genug Spielzeug da...aber er soll noch was besonderes bekommen.
In der damalige zeit waren für die Knaben einfach Matrosenanzüge grosse Mode, ob zur Einschulung oder zu Festen... also kriegt der Kleine so ein Anzüglein.
Es wurde sogar von weither eines bestellt, bei der berühmten Firma Bleyle in Stuttgart, und für die damalige Zeit war das eine teuere Angelegenheit, doch es ging der Familie gut, so dass man es sich leisten konnte.
Es ist Heiligabend, die Bescherung war vorüber und alle waren begeistert, die Familie war glücklich und zufrieden, wie im jeden Jahr. Weihnachten war für alle eben ein Fest des Friedens und der Besinnung, so hielten es die Eltern.
Die Kinder spielten, und der Kleine musste doch sein Anzüglein mal anprobieren, damit der Vater auch mal ein Foto machen konnte, der Fotoapparat war starklar.
Die Höschen waren schnell angezogen, nur als das Kittelchen über den Kopf gezogen wurde, da wehrte sich Kurtchen doch heftig, etwas eng, doch der Kopf passte durch.
Nun stand er da, der Stolz der Eltern.. ach war das ein süsses Kerlchen. Nur irgendwie fühlte sich Kurtchen nicht so wohl. Na gut, meinte dann die Mutter, dann ziehen wir es eben erst mal wieder aus.
Und da kam das Disaster.... Kurtchen schrie wie am Spiess, als man ihm das Hemdchen wieder ausziehen wollte, er sträubte sich mit Händen und Füssen, dass man dieses Teil nicht über seinen Kopf ziehen konnte. Nun war guter Rat teuer, was tun. Der Junge war nicht mehr zu beruhigen, das Weihnachtsfest wurde fast zu einem Trauerspiel.
Ja, da machte die Mutter das einzige, was man tun konnte. Sie nahm die grosse Schere und schnitt die Länge nach das ganze Hemdchen durch. Kurtchen war sofort wieder ruhig, als er sich dieses Teils entledigt hatte.
Aber mit der Herrlichkeit des Matrosenanzuges wars vorbei, das schöne Geld futsch, doch wenigstens war der Weihnachtsfriede gerettet.
Ein Foto wurde von dem Trauerspiel nicht gemacht, es wäre auch nichts vernünftiges dabei rausgekommen.
Eine etwas spassige Geschichte, und ich fand , das man sie auch mal erzählen sollte, denn dieses Kurtchen war mein Vater.
Meine Grossmutter hat mir diese Geschichte oft erzählt, sie lachte immer dabei, und meinte dass dieses Anzüglein eigentlich ganz affig ausgesehen hätte und sie dann doch froh war, dass ihr Nesthäkchen nicht mit rumlaufen musste.
© angie 1701
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen