Schlamperpaule und der Nikolaus
© Elke Bräunling
Mit Aufräumen und Ordnung hatte Paule nichts am Hut. Um so erstaunter war Mutti, als er am Abend vor dem Nikolaustag seine schmutzigen Gummistiefel aus dem Keller holte und blitzblank polierte. "Was ist denn mit dir los?" fragte sie. "Hast du Fieber?" "Nö", grinsten Paules Schwestern. "Paule will beim Nikolaus Eindruck schinden. Hihi!"
"Blöde Ziegen!" murmelte Paule. Er spuckte noch einmal kräftig auf die Stiefel und rieb sie glanztrocken.
"Es wäre eine gute Sache", meinte Mutti, "wenn du auf deinem Schreibtisch auch Ordnung machen und deine Schultasche für morgen packen würdest!" "Und deinen Schrank könntest du auch gleich aufräumen", kicherte Mara. "Da fällt einem ja alles entgegen, wenn man die Tür öffnet." "Und wie ist es mit unserer Spielzeugecke?" beschwerte sich Jula. "Alles hast du wieder durcheinander gebracht."
"Alter Schlamper!" sagte Mutti und grinste.
Am Nikolausmorgen rannte Paule gleich zu seinen Stiefeln. Aber was los? Leer waren sie! Paule schielte zu den Schuhen seiner Schwestern. Die waren gefüllt toll voll gefüllt mit Nikolausgeschenken. Komisch. Paule runzelte die Stirn. Hatte ihn der Nikolaus vergessen? Paule sah in seinen anderen Schuhen nach, doch alle waren sie leer. Nicht ein einziges Nikolausgeschenk konnte Paule finden. Gemein. "Ein schöner Schlamper ist der Nikolaus", maulte er. "Nun hat er mich doch tatsächlich vergessen!?”
Traurig und nachdenklich saß Paule heute am Frühstückstisch. Etwas von seinen leeren Schuhen zu sagen, wagte er nicht. Er konnte heute wirklich überhaupt und gar nicht ertragen, daß ihn alle auslachten. O nein!
"Du mußt ´was essen, Paule", sagte Mutti. "Hab keinen Hunger", murmelte Paule und senkte seinen Kopf tief über den Teller, damit keiner die Tränen in seinen Augenwinkeln sah. Und weil er so tief in seinen Teller starrte, sah er auch nicht, wie sich seine Eltern zuzwinkerten. "Du bist doch sonst immer so hungrig! Hast du Fieber?" fragte Vati.
Paules Schwestern kicherten, schnappten ihre Schultaschen und zogen los. "Für dich wird´s auch Zeit, Paule", mahnte Mutti. "Wo ist denn deine Tasche?"
Die Tasche? Hm! Die lag noch irgendwo in Paules Zimmer. Ungepackt. Wie immer. "Ich hole sie!” Maulend machte sich Paule auf die Suche. Aber wo war die verflixte Tasche nur? Hatte er sie nicht gestern hinter den Schreibtisch geworfen? Oder unters Bett? Paule suchte und suchte, doch seine Tasche fand er nicht. Was für ein blöder Tag! Nun würde er auch noch zu spät zur Schule kommen. Wütend riß er die Schranktür auf, und -plumps- fielen ihm Hosen, Hemden, Sportschuhe, Bälle, Tischtennisschläger, ein Cowboyhut, lang vermißte Spielsachen, der Schulatlas und noch so mancherlei Zeugs, das im Kleiderschrank eigentlich nichts zu suchen hatte, entgegen. Ganz hinten im Schrank aber stand seine Tasche, und die war über und über gefüllt mit den tollsten Nikolauspäckchen, die man sich nur vorstellen konnte.
Wie freute sich da der Paule! "Es stimmt", rief er fröhlich. "Der Nikolaus ist genau so ein Schlamper wie ich."
Dann machte er sich fröhlich -und auch ein bißchen nachdenklich- auf den Schulweg.
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