Der Adventskranz
Schon aus der Antike kennen wir den Kranz als Siegeszeichen. Symbol für den keineswegs aussichtslosen Kampf des christlichen Menschen gegen das Dunkle des Lebens soll auch der mit vier Kerzen geschmückte Adventskranz sein. Diese schöne Sitte ist übrigens ein sehr junger vorweihnachtlicher Brauch, der noch zu Beginn unseres Jahrhunderts in vielen deutschen Familien unbekannt und keineswegs der Vorläufer des Weihnachtsbaums war.
Geht man den Spuren der wenig mehr als hundertjährigen Geschichten des Adventskranzes nach, so stößt man auf den evangelischen Theologen Johann Wichern(*1808, +1881), den Begründer und Bahnbrecher der Inneren Mission, der 1833 in Hamburg-Horn das "Rauhe Haus" gründete. In dieser Anstalt der Inneren Mission brannte um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die ersten Adventsleuchter. Schon für eine Andacht am 1. Advent des Jahres 1838 bezeugen die Tagebücher des jungen Wichern die Benutzung von kranzförmig aufgestellten bunten Wachskerzen.
In den 1840er wurde auf den Kronleuchter des Betsaales vom 1. Advent an jeden Tag ein Licht mehr angezündet. Für 1851 wird auch der Schmuck mit Tannengrün berichtet. Allmählich hat sich die Sitte des Adventkranzes dann von Norddeutschland weiter verbreitet, zunächst gewiss mit den im Rauhen Haus ausgebildeten Hausväter. Erst in den Jahren nach dem 1. den Weltkrieg hat die Jugendbewegung dem Adventskranz zu seiner heutigen Verbreitung verholfen.
Der Adventskranz hängt in der Kirche, im Kindergarten und auch bei uns zu Hause. Ohne den Adventskranz mit seinen vier Kerzen können sich viele die Adventszeit nicht vorstellen. Aber den Adventskranz gibt es noch gar nicht so lange. Angefangen hat es vor über hundert Jahren in Hamburg. Damals gab es viele Kinder die keine Eltern hatten. Sie hatten kein zu Hause und bettelten auf der Straße. Aus Not wurden manche zu Verbrechern und landeten im Gefängnis. In armen Ländern ist das manchmal noch heute so.
Aber vor ca. 150 Jahren wohnte ein evangelischer Pfarrer in Hamburg. Er kümmerte sich um die Kinder und Jugendlichen und besonders um die Jungen. Er baute ein großes Haus in Hamburg so um, dass er viele von der Straße dort hin holen konnte. Sie hatten einen Platz in dem Haus, schliefen dort und bekamen zu Essen. Aber sie erlernten auch einen Beruf. Sie wurden Schuhmacher oder Maler, Schneider oder Gärtner. So brauchten sie nicht mehr zu betteln, sondern konnten selbst ihr Geld verdienen. Diese Haus heißt das "Rauhe Haus". Und der Pfarrer hieß Johann Heinrich Wichern. Nun wurde im Rauhen Haus jedes Jahr im Advent eine Andacht gehalten. Dann versammelten sich alle Jungen, und Pfarrer Wichern erzählte von Advent und Weihnachten. Sie sangen auch viele Lieder. Weil jeden Tag eine Kerze angesteckt wurde, hieß die Andacht Kerzenandacht. Jeden Tag kam eine Kerze mehr hinzu. 24 Kerzen standen auf einem großen Holzreifen, der an einem Kronleuchter aufgehängt war. Und jeden Tag wurde eine Kerze angezündet. An Weihnachten brannten alle 24 Kerzen. Weil den Jungen dieser Holzreif mit den 24 Kerzen so gefiel, schmückten sie ihn noch mit Tannenzweigen, als Zeichen für das Leben. So hing vor über hundert Jahren im Rauhen Haus in Hamburg der erste Adventskranz.
Viele Leute fanden den Adventskranz so schön, daß sie auch so einen Lichterkranz zu Hause haben wollten. Doch wer hat schon so viel Platz in der Wohnung, daß er einen Adventskranz aufhängen kann, der Platz für 24 Kerzen hat! So kommt es, daß auf unseren Adventskranz nur vier Kerzen stehen, für jeden Sonntag eine.
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