Freitag, 11. Dezember 2015

Und es geschah im Advent








Und es geschah im Advent....


da beschloß unser Herr, den wir Jesus Christus nennen, auf die Erde zu gehen, um zu sehen, was die Menschen nach zweitausend Jahren aus der Welt gemacht hatten.

Seine Wahl fiel auf Deutschland, denn dort jammerten die Menschen am meisten und besonders schlimm sollte es um die Gesundheitspolitik stehen. Vielleicht war es ihm doch möglich, dem einen oder anderen zu sagen ''Stehe auf und wandle...“

Und so kam er auf die Erde und war gerührt. In den Fußgängerzonen flimmerte und glitzerte es, die Menschen waren glücklich und froh, wenn der Geldautomat Euro ausspuckte und sagten nur dann 'verdammt', wenn er die Karte einbehielt. Und die Menschen waren freundlich und sagten 'Gott sei Dank', wenn sie alle Einkäufe erledigt hatten oder einen Parkplatz fanden.
Als er müde wurde, ging er in eine Kirche, hörte den Liedern zu und den Gebeten und war ganz zufrieden mit den Pfarrern. Ja, auch das Bodenpersonal spurte...

Nach dem Gottesdienst blieb er noch etwas in der Kirche und da fiel ihm eine Frau an einem Seitenaltar auf, die weinte. Er mußte gar nicht fragen, denn er wußte sofort, daß sie Frau allen Grund hatte zu weinen, die Krankheit war sehr weit fortgeschritten und Weihnachten würde sie wohl nicht mehr erleben. Und er ging hin zu der Frau, streichelte ihr über das Haar und sagte: 'Gehe hin zu Deinen Lieben und sorge Dich nicht, ich habe Dich gesund gemacht und Du wirst keine Schmerzen mehr haben'. Da weinte die Frau noch mehr, obwohl sie plötzlich nach Monaten schmerzfrei war. Und sie war sehr, sehr dankbar.

Der Pfarrer, aufgeschreckt vom Lärm des Weinens einer Frau, kam aus der Sakristei und fragte, was da los sei. Und die Frau sagte 'Er hat mich gesund gemacht, ich habe keine Schmerzen mehr'. Da wurde das Gesicht des Pfarrers frostig und er wandte sich an Jesus Christus, den er nicht erkannte und fragte 'Sind Sie Arzt?' Und Jesus Christus lächelte milde und schüttelte den Kopf. Da wurde der Pfarrer böse und sagte, daß dies ein Haus Gottes wäre und es nicht zu dulden sei, daß darin Kurpfuscher und Scharlatane ihr Unwesen trieben. Und als die Frau ihm die ganze Geschichte erzählte, holte er die Polizei.

Der Kommissar war durchaus menschlich. Aber bei aller Menschlichkeit mußte er doch einsehen, daß da irgendetwas faul war und er überdachte die Fakten. Da war ein Mann ohne Papiere, der sich in der Kirche an Frauen heranmachte, ihnen über die Haare strich und die Würde des Gotteshauses in den Schmutz zog. Nur ein Kurpfuscher, oder aber ein Sittenstrolch oder gar ein Betrüger? Schwere Fragen für den Kommissar.
Die Angelegenheit wurde noch mysteriöser, als ein Anruf aus der Psychiatrie kam, wohin man die Frau gebracht hatte: Die Geschichte von der Krankheit, die sie behauptet hatte, war offensichtlich falsch. Sie war kerngesund. War sie eine Komplizin? Was planten die beiden? Der Kommissar beschloß, keine eigene Meinung zu haben, sondern den Täter dem Haftrichter vorzuführen. Schließlich war dies ein Rechtsstaat und in diesem hatten Richter zu entscheiden, was gut ist oder böse sein könnte.

Der Haftrichter war durchaus menschlich. Aber bei aller Menschlichkeit mußte er doch einsehen, daß dieser Mann weder Papiere noch einen festen Wohnsitz hatte. Und daß er dringend tatverdächtig war, gegen das Heilpraktikergesetz verstoßen zu haben. Und da es hierbei um das hohe Gut der Volksgesundheit ging, war jede Nachsicht und jede Milde fehl am Platz. Aber dennoch gab es hier ein kleines juristisches Problemchen. In der Psychiatrie hatte man festgestellt, daß die Frau gesund war. Also konnte der Täter, was immer er auf dem Kerbholz hatte, gar nicht geheilt haben. Und da der Haftrichter ein gründlicher Mensch war, rief er den Hausarzt der Frau an und wollte fragen, ob die Frau vorher krank gewesen sei. In der Praxis erreichte er nur den Anrufbeantworter: 'Tut mir leid, daß ich im Dezember keine Behandlungen vornehmen kann, da mein Budget der Krankenkasse leider erschöpft ist. In dringenden Fällen...' Nach ein paar revolutionären Gedankenfetzen über Gesundheitspolitik und Volksgesundheit wählte der Haftrichter die Notfallnummer. 'Ja natürlich kann ich mich an die Frau erinnern. Sie war von der fixen Idee besessen, Krebs zu haben. Auch ein paar Befunde sprachen dafür. Die waren wohl nicht ganz richtig, denn wenn sie jetzt gesund ist, kann sie vorher nicht krank gewesen sein, so schnell geht das nicht...' Der Haftrichter unterbrach: 'Könnte es nicht sein, daß..., ich meine Wunder oder Spontanheilung oder so...?'. Der Arzt wurde böse: 'Also, ich bin Medinziner mit einer wissenschaftlichen Ausbildung. Für Wunder bin ich nicht zuständig, da fragen Sie den Pfarrer...“

Am Abend trafen sich Haftrichter und Pfarrer beim Bier in der Kneipe. 'Was hast Du mit ihm gemacht?', fragte der Pfarrer. 'Nichts', sagte der Richter, 'Wir stellen seine Personalien fest und lassen ihn wieder laufen. '. Und der Pfarrer entgegnete: 'Schlimm, nicht einmal die Kirche ist diesen Verrückten mehr heilig...'. Dann klingelte das Handy des Richters und nach dem Gespräch sagte er zum Pfarrer: 'Die Zelle ist leer, er ist nicht mehr da, einfach weg, durch die Mauern gegangen..., wie damals Euer Jesus Christus...'

Und Er, der die Erde besuchte, beschloß, seinen nächsten Geburtstag im Himmel zu feiern und als ihn Petrus fragte, wie es war, sagte er 'Schön, nur nächstesmal, wenn ich da runter gehe, mache ich das nicht ohne als Heilpraktiker zugelassen zu sein...“. Und sie tranken den Glühwein, den Er vom Christkindlmarkt mitgebracht hatte und stießen auf die Menschen an...



-Autor unbekannt-

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