Dienstag, 22. Dezember 2015

Gespräch mit dem Kind in der Krippe



Gespräch mit dem Kind in der Krippe


Ich weiß nicht, wo ich dich hinstellen soll. Auf der Anrichte liegen die Geschenke, das Regal ist vollgestellt und in diesem Jahr gibt es den Platz unterm Weihnachtsbaum nicht mehr. 
Warum nicht?
Zuerst nimmt die Tanne viel Platz weg, danach ist sie nur noch lästig.
Was soll der Aufwand für drei Tage?
Wir haben im Blumenladen ein Weihnachtsgesteck bestellt.
Das kann man auf den Tisch und wieder wegstellen.
Es wird ohne dich gehen müssen, Kind in der Krippe.

Hieß es nicht schon einmal vor zweitausend Jahren:
Du kamst auf deine Erde und fandest keinen Platz? 
Nur mit dem Unterschied: Damals wußten sie nicht, wer du bist.....

Überhaupt:
Uns fehlt die Weihnachtsstimmung. Wo soll sie auch herkommen?
Wir essen alle Tage, als wäre Feiertag,
wir schenken uns das ganze Jahr über selber alles, was wir wollen. 
Nur mit der Freude hapert`s.

Was hast du gemeint mit: “Große Freude allem Volk?“
Kann man Freude einfach verkündigen, und dann ist sie da?
Zum Freuen braucht man doch einen Anlaß.

„Für euch ist heute ein Kind geboren. Ihr könnt es finden.“

Das Schlimmste ist: wir haben es gar nicht gesucht. Es stört. Mir ungeplanten und ungewollten Kindern haben wir nicht viel im Sinn, heutzutage.
Aber nun bist du da. Man müßte dich betrachten - über dich nachdenken.
Was denn - im Weihnachtstrubel?

Du hast recht, für das, was man wirklich will, nimmt man sich Zeit.
Aber das Nachdenken könnte Folgen haben. Und ich fürchte Veränderungen.
Weißt du, was mich auch noch ärgert, ist deine Armseligkeit, die so offen zutage tritt. Ich weiß, du schämst dich deiner Armut nicht, aber was ist mit mir?
Und dein „Frieden auf Erden“ erscheint mir wirklichkeitsfremd angesichts der Weltlage.

Verstehst du , warum es bequemer ist, deine Krippe nicht anzuschauen.?
Du hast freiwillig auf alles verzichtet. Das kann ich nicht. 
Du bist von Menschen verachtet worden. Das will ich nicht. 
Du hast mich mehr geliebt als dein Leben, das kann ich nicht vergessen, das bohrt in mir, denn danach sehne ich mich mehr als nach Geld und Erfolg:
Daß einer mich liebt, wie ich bin,
daß er mein Herz mir mit Liebe erfüllt.
Denn daran leide ich, daß ich nicht lieben kann.

Es ist Winter geworden in mir.

Komm, Kind,
und laß es doch Weihnachten werden.

(Autor: unbekannt)

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